Mittwoch, 26. Dezember 2012

Die spinnen, die Römer... ääh Indonesier


Ein sommerliches Hallo aus Indonesien.


Sonnenuntergang - vom Balkon aus.
Ein letzter Beitrag aus 2012 - auch wenn ich immer noch nicht fassen kann, dass das Jahr schon vorbei ist..
Lang lang ist's her. Wollte diesen Eintrag eigentlich schon längst verfassen, aber irgendwie fehlte mir die Energie und die Zeit. Da ich aber gerade krank bin, dachte ich, ich nutze die Zeit mal.
Nun, natürlich ist seit meinem letzten Post vieeel passiert. So viel, dass ich die Hälfte vermutlich vergessen werde. Aber ich geb mir Mühe.

Anfangen sollte ich wohl mit dem Ende von Idul Adha (das islamische Opferfest) und dem Raften Ende Oktober. Glücklicherweise habe ich das Schlachten des Bullen mal gekonnt verschlafen und meine family war so freundlich mich nicht zu wecken. Fotos hab ich mir trotzdem antun müssen - wie auch immer man auf die Idee kommt so ein Blutbad auch noch zu fotografieren.
An dem Sonntag sind wir dann jedenfalls Raften gewesen. Ein wunderbares Gefühl endlich mal wieder Wasser um mich zu haben. Da ich schon Kajakerfahrung habe, haben sich unsere Raftguides gleich mal gedacht, sie könnten mich in ein Miniraft/Schlauchboot als Steuerfrau setzen, vorne saß mein Bruder, der absolut keine Ahnung vom Wildwasser hatte. Nun ja, ich musste noch nie mit einem Stechpaddel ein Boot durchs Wildwasser manövrieren und erst recht nicht mit einem ahnungslosen Mitfahrer, der dazu auch noch nicht viel davon hielt auf meine Anweisungen zu hören. Trotzdem sind wir erstaunlich gut vorran gekommen. Nach einer Weile wurde es mir dann aber doch zu unsicher. Ich kannte den Fluss nicht und selbst unsere Guides haben noch häufig diskutiert, auf welcher Flussseite man denn fahren könnte. Also hab ich lieber den Steuerplatz an einen der Guides abgegeben und mich mit meinem Bruder abgewechselt: mal kleines Raft, mal großes. Spaß hats definitiv gemacht, auch wenn der Fluss ein wenig zu flach und steinig für ein Raft war. Und ich hab das Angebot bekommen nächstes mal Kajak zu fahren, bin ja schon gespannt, was für eine Ausrüstung mich da erwartet ;)
Soviel also zu dem Wochenende.

Auf der Arbeit erwartete Tina und mich dann im letzten Monat Gesine, die deutsche Gründerin. Waren wir doch vorher sehr gespannt (und auch ein wenig nervös), stellte sie sich als recht entspannt heraus. Sie brachte wieder ein wenig deutsche Disziplin in die Dinge, die während ihrer Abwesenheit immer etwas liegen bleiben. Und vorallem: sie brachte Brot! Zwar kein original deutsches, sondern balinesisches, weil sie eben gerade aus Bali kam, aber es schmeckte nach Brot und es hatte die Konsistenz von Brot. Auf richtigen Käse musste ich verzichten, der kostet hier ab 5 € aufwärts. Aber Frischkäse gabs erstaunlicherweise verhältnismäßig preiswert. Meine Mutter schaute schon mein Brot sehr verwundert an und ihr Kommentar zum Frischkäse war: "Was ist das? Ist das Mayo?" Willkommen in Indonesien.

Ich habe mich wie ein kleines Kind gefreut: BROT!

Während Gesine in Bogor war haben wir auch einen Basar Bintang - Sternebasar - abgehalten. Die Kinder sammeln während jeder Unterrichtsstunde Sterne, bis zu 15. Da wird die Pünktlichkeit, die Unterrichtsbeteilung und das Abschneiden bei Spielen mit einberechnet. Manchmal werden auch Punkte abgezogen oder extra Punkte vergeben. Die Sterne können sie dann normalerweise ungefähr alle zwei/drei Monate gegen Ware eintauschen. Da findet sich dann alles. Reis, Süßigkeiten, Instantnudeln, Zahnpasta, Schulhefte, Stifte, Öl, Kleidung, ein paar alte Handys (aus Deutschland), Schmuck, Taschen - einfach alles mögliche. Die Kinder werden dann immer schubweise reingelassen und haben ein paar Minuten Zeit ihre Taschen zu füllen. Und dann dürfen wir armen Tutoren und Freiwilligen ausrechnen, ob die Sterne denn überhaupt ausreichen. Falls noch was über bleibt, dürfen sie am Ende nochmal vorbei kommen. Ist ein ziemliches Chaos, aber gleichzeitig auch toll zu beobachten.
Ansonsten läuft aber die Arbeit wie immer. Es ist häufig schwierig Themen zu finden, muss ich mir halt alles selbst ausdenken. Vorallem weil man sich nie darauf einstellen kann, wie viele Schüler man hat. Von 1 bis 10 kann da alles bei sein. Und wir erfahren ja auch immer erst morgens, welche Klasse wir an dem Tag unterrichten werden. Flexibilität ist angesagt. Gelgentlich werden dann auch mal Klassen zusammengewürfelt, wahlweise weil sie zu klein sind oder weil kein Klassenraum mehr über ist und dank der Regenzeit man auch eher selten nachmittags draußen unterrichten kann. Und wenn der Regen zu heftig ist und man sich nicht mehr verstehen kann werden dann halt Pantomimespiele gespielt. Wie gesagt, man muss flexibel sein. ;)

Zum alltäglichen YCM-Leben kamen doch noch ein paar kleine Trips hinzu. Zum Beispiel sind wir mit einigen Schülern und Kollegen zu einem balinesischen Tempel und einem Wasserfall gefahren. Gerade mal eine Stunde von YCM entfernt, die meisten waren aber trotzdem noch nie da. Die Zeit konnten wir uns dafür nehmen, weil da gerade muslimisches Neujahr gefeiert wurde - ich glaube die bekommen hier 3-4 mal im Jahr für irgendwessen Neujahr frei. Es war ein ziemlich schöner Trip, vorallem weil in den Bergen angenehmere Temperaturen herrschen - für mich zumindest, alle anderen wars schon zu kalt.
Dazu kam noch, dass ich meine ersten Affen in freier Natur gesehen habe. Ich fands absolut grandios, die anderen eher nicht, erst recht nicht, nachdem einem Schüler der Reis von besagten Affen gestohlen wurde. ;)
Tempel - rein durften wir nicht, aber
trotzdem beeindruckend.

Wasserfall - mit kleinem Pool zum Baden
Irgendeine Zeremonie
Affen - hooray :D

Dann waren wir vor wenigen Tagen noch auf der 'Hidden-Bogor-Tour'. Zuerst stand der Besuch eines Museums an. Wirklich interessante Objekte aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges, jedoch absolut unstrukturiert. "Hier seht ihr eine Fahne, noch mit Blut drauf, dies sind erste Geldstücke und hier haben wir Zeitungen aus dieser Zeit, hier wiederum eine Nähmaschine, ach ja und dann noch ein paar japanische/indonesische/niederländische Waffen." Das hat es etwas verwirrend gestaltet - aber unsere Schüler haben großartige Übersetzer für uns abgegeben. Echt toll, wie gut die teilweise schon sind.

Danach gings zu einer Gong-Werkstatt. Viel zu warm und echt nur ein kleiner Schuppen, aber sehr interessant. Im Anschluss haben wir uns zu erst die Herstellung eines typisch indonesischen Instrumentes angesehen, dass einem Xylophon ähnelt und, nachdem wir Ewigkeiten durch die schmallsten Gassen der Slums gelaufen sind, auch noch die Herrstellung von Tofu. Leider habe ich an besagtem Tag meine Kamera zu Hause vergessen, deswegen gibts keine Bilder davon.

Dann haben wir noch eine neue Freiwillige, Hannah aus Australien. Sie hat irgendwas in Richtung creative writing studiert und hilft derzeit unsere website mal auf Vordermann zu bringen. Danach wird sie wohl in den Unterricht mit einsteigen und sich, logischerweise, auf creative writing konzentrieren. Freue mich schon sehr mit ihr zusammen zu arbeiten.

Samstags nehme ich immer noch an der Filmcommunity teil. So richtigen laufen tut die nicht. Dedeh, die Leiterin, hat zwar viele grandiosen Ideen, aber irgendwie absolut ohne Konzept. Und da wir meistens nur wenige Schüler haben, laufen wir letztlich doch nur durch die Gegend und machen Bilder, aus denen eigentlich noch was entstehen soll, aber dann landen sie doch wieder nur auf der Festplatte.
Eine der wenigen Ausnahmen war wohl unser Lightpainting-workshop. Wir haben uns mit einigen interessierten Schülern abends getroffen und mit meiner und der YCM-Kamera einen Haufen ziemlich guter Fotos geschossen. Die Schüler hatten super Ideen, die meistens sogar recht gut geklappt haben. Und ein paar Fotos konnten wir dann direkt für die welcoming-party für Hannah verwenden. Wird vermutlich nächstes Jahr wiederholt, aber meistens ist das Wetter einfach zu schlecht.

Lightpainting: fight!
Lightpainting
Neben YCM hab ich hier natürlich auch noch ein Leben. Das besteht zu meist daraus durch unterschiedlichste Malls zu wandern oder ins Kino zu gehen - kostet ja fast nichts. Da gönnt man sich dann auch mal Filme, für die man normalerweise nicht mal auf die Idee kommen würde Geld auszugeben. ;)
Dann haben wir hier noch ein paar nette Bars (die Auswahl ist gering), die wir abends ganz gerne mal besuchen. Da die meisten von uns aber eher etwas unentspanntere Familien haben, was das Weggehen angeht, sind diese Abende wesentlich kürzer, als sie es in Deutschland wären.
Und irgendwie ist es schon ganz witzig, wir 5 (mit dem Freiwilligen in Jakarta 6) sind alle ziemlich unterschiedliche Charaktere, aber man brauch halt gelegentlich schon mal ein paar Westler um sich. Und trotz der unterschiedlichen Charaktere sind wir uns in einer Sache einig: Die spinnen, die Indonesier.
Jedes Mal wenn wir uns treffen und uns mal wieder über skurille Erlebnisse austauschen, stellen wir das fest.
Da ist die total aufgedrehte Gastmutter von Matze, die mit ihrer weißen Gebetskleidung druchs Haus rennt, weil sie noch was erledigen muss. Da ist meine Gastfamilie, die mich häufig ungefähr im 5-Minuten-Takt fragt, ob ich schon gegessen habe, bis ich dann endlich was esse. Da sind die vielen Leute auf der Straße die einem wahlweise Mister/Misses (ob wir nun männlich oder weiblich sind spielt keine Rolle), Bule oder (in meinem Fall) Bob Marley hinterher rufen. Oder die Kollegen, die bei jedem männlichen Freund/Bekannten (vorallem wenns ein Weißer ist) davon ausgehen, dass man eine Beziehung mit ihm hat/haben will (selbst wenns nur facebook-freunde sind). Oder die 25-jährigen, die sich in Sachen Beziehung noch verhalten wie pupertierende Teenager. Oder Leute im Angkot, die einen ungelogen während einer 10-minütigen Fahrt auch gerne mal 10 Minuten lang anstarren als wäre man ein Tier.
Viele Dinge hier sind einfach toll, aber manchmal kann man nicht anders, da muss man einfach verwundert den Kopf schütteln und sich fragen, was in deren Köpfen vorgeht.

Und mein erster Urlaub stand an. Surabaya und Yogyakarta waren unsere Hauptziele. Von Surabaya habe ich nicht viel gesehen, aber so toll soll es auch nicht sein. Wir waren von Freitag bis Sonntag in Surabaya, haben einen Vergnügungspark besucht und 5 Stunden lang auf einer Insel nach einem gaanz besonderen Batikshop gesucht (erfolgreich, was so besonders war, habe ich aber nicht verstanden).
Samstag Abend habe ich mich mit meinem Gastvater in eine Disco gewagt. Schon merkwürdig genug mit meinem Gastvater loszugehen, aber gut. Manchmal geniesse ich es die Ausländerin in der Familie zu sein. Wie bereits vorher berichtet trinken meine Brüder Alkohol, ich darf das aber nicht unseren Eltern berichten (vermutlich können die sich das eh denken), nun, mein Vater hat sich direkt erstmal ein Bier bestellt - das wissen meine Brüder wiederum nicht. Und ich kann mich herrlich darüber amüsieren wie bescheuert das doch ist. :D
Der Disco-Besuch ansich war aber eher uncool. Zu dunkel, zu groß, zu laut und keiner am Tanzen.
Von Sonntag bis Mittwoch hieß es dann Yogya. Dort haben wir, für meinen Geschmack, viel zu viel Batik geshoppt - meine mum scheint total verrückt danach zu sein, zwei Tempel - Borobodur und Prambanan (beide Weltkulturerbe) besucht und meine persönlichen Favoriten: einen Vormittag am Strand verbracht und Quat gefahren, sau gut, sowie Gunung Merapi - einen wohl noch ziemlich aktiven Vulkan (letzter Ausbruch 2010) besichtigt. Wären wir bloß ein paar Tage später da gewesen, dann hätte ich den Weltuntergang tatsächlich auf einem Vulkan erleben können. ;)
Alles in allem ein ziemlich guter, aber anstrengender Trip. Und dank der ganzen Airconditioner - Flughafen, Auto, Hotel - habe ich mir prombt eine dicke Erkältung geholt. Jippieh.
Kart fahren.
Borobudur 
Prambanan

Ich bin am anderen Ende der Welt, umgeben von Palmen,
aber trotzdem hat mich das Meer an zu Hause erinnert..

Merapi (Feuerberg)

  
Angry Birds. Everywhere.

Und dann stand auch schon Weihnachten vor der Tür. Für mich hieß das vorallem: 3 Tage frei.
Gefeiert habe ich mit Hannah und ein paar unseren Kollegen. Ein australisch-deutsch-indonesisches public-holiday-lunch. War erstaunlich gut, auch wenn Hannah und ich ein wenig Angst hatten, dass wir am Ende alleine dasitzen. Mit den ganzen Muslimen und Weihnachten kann man sich hier nie so sicher sein, was die wirklich denken. Denn obwohl die Malls bis zum geht nicht mehr geschmückt sind & man überall Merry Christmas lesen kann, offiziel dürfen sie uns wohl nicht mal eine Frohe Weihnacht wünschen.

So, das wars jetzt aber auch, ein kurzer - viel zu langer - Überblick über die letzten Monate. Viele kleine Momente die ich euch noch gerne erzählen würde, aber dann würde es einfach zu viel werden..

Ich hoffe ihr hattet ein schönes Fest und kommt gut ins neue Jahr!
Ich melde mich dann aus 2013 wieder ;)
Britta

P.s.: Ein letztes noch. Vermutungen von Schülern & Kollegen über uns Deutsche:
Wir haben eine dickere Haut, weil wir ja im Winter nicht erfrieren.
Auf Grund der Kälte und des Schnees legen wir im Winter (mal eben so für drei Monate) alle Arbeit nieder. Man kann ja nicht rausgehen.
Zumindest letzteres würde wohl passieren, wenn sie hier Winter hätten. Meine Kollegin hat mir letztens, auf die Frage wo sie denn bleibt, geschrieben dass sie nicht zu Arbeit kann, weil es regnet. Um euch dran zu erinnern: Diese Stadt ist als Regenstadt bekannt. Wie gesagt: Willkommen in Indonesien.


Freitag, 26. Oktober 2012

Alltag... zumindest fast.

Hallöchen allesamt. :)
Nun ist der Oktober fast rum, was bedeutet, das mein zweiter Monat in Indonesien sich dem Ende naht.So langsam kehrt hier für mich der Alltag ein. Arbeiten, Essen, Regen, durch Malls wandern, Indonesisch lernen und mehr oder weniger sinnvolle Familientrips stehen auf der Tagesordnung. Ich versuch mal die letzten Wochen kurz wieder zu geben, diesmal mit nur wenig Bildern, weil meine Kamera meist zu Hause geblieben ist. ;)
Wir haben letzte Woche unsere australische Freiwillige - Rahima - verabschieden müssen. Ihr Jahr hier ist leider bereits vorbei und nun warten wir gespannt auf die nächste, Hannah, sie soll Anfang November kommen (Ist es wirklich schon fast November? Viel zu warm dafür...). Die Verabschiedung war sehr schön, auf der einen Seite sehr witzig und super schön, aber natürlich auch traurig - ich möchte gar nicht erst daran denken, wie es bei mir nächstes Jahr sein wird.
Zum Anlass des Tages sollten wir uns alle als ein Charakter aus einem Film verkleiden. Ich habe es leider erst einen Tag vorher erfahren und so war mein Jack Sparrow Kostüm doch sehr simpel, ich hab hier ja auch nicht die große Auswahl an Sachen und extra dafür shoppen zu gehen war mir doch zu anstrengend. Witzig wars trotzdem. Und selbstverständlich wars auch bei den meisten anderen eher spontan improvisiert.
Es wurde mal wieder viel gesungen, getanzt, Gitarre gespielt, Modenschau gehalten, Filme gezeigt (Rahima war für Kamarfilms zuständig - die eigene Filmabteilung von YCM), Reden gehalten und und und. Alles in allem ein schöner Tag.
Eines der Abschiedsgeschenke - Rahimas Australian SLR


Ansonsten habe ich nun angefangen auch samstags zu arbeiten. Tina und ich haben eine Deutschcommunity aufgemacht. Am Samstag ist alles ein wenig entspannter, die Schüler kommen gerne auch mal erst gegen 10 (oder noch später) und dementsprechend fängt man eben auch später an. Ich bin mal gespannt wie erfolgreich wir dabei sein, unseren 4 Schülern (5 - eine Tutorin macht auch mit) Deutsch beizubringen. Vorallem da ich vollkommen ungeeignet bin um Grammatik zu erklären. Anwenden ist ja kein Ding, aber sich wieder an die ganzen Begriffe und Regeln zu erinnern.... Wie gut das ich nicht alleine bin ;)
Am Nachmittag habe ich mich der Film/Foto-Community angeschlossen. Haben eigentlich nur ein paar Tricks mit der Kamera und einem Videobearbeitungsprogram probiert, aber es ist ganz praktisch, weil ich hier jemanden habe, der mir zeigen kann, wie ich mit meiner Spiegelreflex gute Bilder zustande bringen kann. Und Spaß gemacht hats auch reichlich. ;)

Danach steht dann der Indonesisch Unterricht an. Bisher konnte ich meistens nicht daran teilnehmen, weil ich übers Wochenende nicht zu Hause war, jetzt gehts aber. Letzte Woche haben wir versucht es nach der Arbeit zu machen. Aber um 18 Uhr noch irgendwelche Vokabeln und merkwürdige Vorsilben zu lernen ist relativ zwecklos.  Deswegen wird das nun ab nächster Woche vorgeschoben und wir müssen dann eben früher aufhören zu arbeiten. Irgendwie hat man mir vorher gesagt es wäre eine einfache Sprache und das war auch das was man im Internet gelesen hat, aber tatsächlich haben die hier so unfassbar viele unterschiedliche Wörter, Vor- und Nachsilben und 50 Wege um ein und die selbe Sache zu sagen. Bisher ist es noch verwirrend für mich, vorallem wenn ich mal wieder in einem Gespräch ein Wort höre, von dem ich dachte, dass ich es kenne. Häufig frag ich dann nach 'Redet ihr darüber, ich habe ... gehört, das heißt doch...' 'Jaa, aber in dem Zusammenhang kann man es auch ... bedeuten' Aaaaah!
Ich hoffe immer noch, dass es irgendwann besser wird... ;)

Ansonsten war die letzte Zeit ziemlich vom Visumsverlängerungsprozedere eingenommen. Wusste letzte Woche noch niemand so recht wer, wann, mit wem, wohin muss, um was zu tun, haben wir nun tatsächlich unser Verlängerung erhalten. Trotzdem war es ein ziemliches Chaos. Und das Immigration-Office in Jakarta ist auch recht unübersichtlich. Endergebnis: Visum ist nun wieder 30 Tage länger gültig und wir können leider keine Bank mehr ausrauben - unsere Fingerabdrücke haben sie jetzt.
Weil wir eh schon in Jakarta waren (und mal nur wir fünf Freiwillige), habe wir uns auch gleich mal die Altstadt angeschaut. Eigentlich nichts besonderes, aber immerhin war da ein Platz ohne Autos oder Roller, sieht man nicht gerade häufig in Jakarta oder Bogor. Trotzdem werd ich nicht warm mit der Stadt. War also mal wieder ganz froh, als ich im Zug nach Bogor stand. Der absolut überfüllt war. Ich konnte mich nicht einen Milimeter bewegen, nicht mal meine Hände runternehmen ging noch. Und dabei war es wieder der teurere Zug und nicht der economy.

So langsam gewöhne ich mich auch an die verringerte Freiheit die ich hier habe. Konnte ich in Deutschland doch weitesgehend selbst entscheiden was ich wann tue - ohne jedes Mal meine Eltern um Erlaubnis zu bitten - muss ich nun für jeden kleinen Furz nachfragen ob es okay ist. Grundsätzlich erlauben sie es, aber eben mit gewissen Beschränkungen (Uhrzeit zum Beispiel). Und meine Gasteltern neigen dazu etwas überfürsorglich zu sein - ziemlich anstrengend, wenn man so was fast gar nicht kennt. Manchmal nervt es mich noch, aber meistens ist es okay. Gehört zum Leben in Indonesien halt dazu, da hat die Familie einfach einen anderen Stellenwert. Und meine Familie lässt mit doch enorm viele Freiheiten, habe ich das Gefühl. Und so langsam fange ich an sie richtig ins Herz zu schließen. Nur bei meinem kleinen Bruder fällt es mir noch schwer. Selten ein so verwöhntes Kind gesehen... Und selten so viel Spielzeug für ein Kind gesehen (kein Wunder wir kaufen ja auch fast jede Woche was neues). Aber gelegentlich ist er auch ganz niedlich.. ;)

So nun zum Höhepunkt meiner Woche: Idul Adha
Mein erster muslimischer Feiertag. Dafür haben wir Freitag und Samstag frei.
Es handelt sich dabei um das Opferfest zu Ehren Ibrahims, der Allah einen Widder geopfert hat. Die Story dazu ist wohl die gleiche wie im Christentum mit Abraham und seinem Sohn Isaak, wenn ich das richtig durchschaut habe.
Angefangen hats heute morgen mit dem Besuch der Moschee, mein erster Moscheebesuch überhaupt. Und wenn ich schon nie verstanden habe, warum man sonntagsmorgens in die Kirche gehen sollte (meines Erachtens vieel zu früh), so ist halb 7 doch noch wesentlich unmenschlicher. Mehr schlafend als wach haben wir uns also heute morgen in die Moschee gequält, naja zumindest trifft das auf uns Kinder zu. Mein einer Gastbruder hat sich das ganze direkt gespart.
Interessant wars natürlich trotzdem. Ich fands super, dass sie mich mitgenommen haben, inklusive Teppich und Kleidung fürs Gebet. Das besteht für die Frauen aus einem Rock und einem Oberteil ohne Ärmel, dafür mit Kopfteil, wird über der normalen Kleidung getragen und verschleiert damit so ziemlich alles, vom Gesicht abgesehen. Das ganze gibts in unterschiedlichsten Varianten. Von einfachem weiß, über doch recht schöne farbige Stoffe bis hin zum Hello Kitty Outift für die Kleinen.
Im Allgemeinen ist es aber nicht viel spannender als ein Gang zur Kirche. Es wird gemeinsam gebetet und man hört sich eine lange Rede an (ich weiß den richtigen Begriff leider nicht, aber ich habe eh kein Wort verstanden, also macht das wohl nichts ;) ).

Nach dem Frühstück sind wir dann weiter zu dem Bruder meines Vaters, im Übrigen die Gastfamilie eines weiteren Deutschen (Ruben), und von vielen meiner Vorgänger bei YCM. Traditionell bringt man Essen als Geschenk mit - wir haben auch heute Vormittag bereits von jemandem was geschenkt bekommen. Meist Süßigkeiten oder anderer Kleinkram.

Morgen ist dann die Opferung dran, in einigen Bereichen war es schon heute soweit. Man konnte schon die ganze Woche lang alle möglichen Tiere am Wegesrand stehen sehen, die gerade zu nur darauf warten geschlachtet zu werden. Jippieh. Soll wohl eine nicht allzu schöne Angelegenheit sein, aber nun gut, man macht halt so einiges mit.

Dafür gehts Sonntag raften! Da ich hier ja leider nicht Paddeln kann, ist so ein kleiner Raftausflug schon mal ein winziger Ausgleich. Ich freu mich riesig, auch wenn wir mal wieder um 6 Uhr morgens aufstehen müssen, ich werde hier noch zum Frühaufsteher. >.<
So, das wars aber nun, es ist doch wieder mehr geworden als geplant, wie üblich ;)

Liebste Grüße
Britta

Freitag, 12. Oktober 2012

Having a good time.


Hallöchen. :)

Viel später als geplant kommt auch mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Aber ich war die letzten Wochen wahlweise zu beschäftigt oder zu kaputt um alles aufzuschreiben, was passiert ist. Leider wird es aber von Tag zu Tag mehr und deswegen wird das hier wohl wieder ein sehr langer Beitrag, dafür versuch ich aber ein paar mehr Bilder zu zeigen. ;)
Ich bin jetzt schon über einen Monat hier, was ich immer noch kaum fassen kann. Eigentlich dachte ich, dass so langsam die Zeit wieder mit normaler Geschwindigkeit vergeht, aber irgendwie ist das noch nicht ganz der Fall.
Nun gut, aber nun zu den vergangenen Wochen.
Vorletzte Woche stand neben der normalen Arbeit ein Workshop für die Tutoren an, in dem wir Tipps bekommen haben, wie man es den Schülern leichter machen kann Englisch zu lernen. Dafür war eine Australierin zu Besuch, die English as second language unterrichtet und so häufig mit Menschen zu tun hat, die eine andere Muttersprache sprechen als sie. Trotzdem schafft sie es - ohne 'gemeinsame' Sprache, diesen Leuten Englisch beizubringen. War auf jeden Fall ein ziemlich interessanter, praxisorientierter und witziger Workshop.
Donnerstag hat die Nähklasse dann einen Ausflug gemacht um sich anzuschauen, wie man Batik-Kleidung herstellt. Tina und ich durften die Klasse begleiten und konnten so mal einen ziemlich guten Einblick in die Produktion der traditionellen Kleidung hier bekommen. Ziemlich faszinierend, obwohl die Führung auf indonesisch war und ich somit nichts verstanden habe, ich konnte immerhin bei der Produktion zu schauen. Hätte gerne einige der Teile dort gekauft, aber leider waren die ziemlich teuer. Der Ausflug war natürlich trotzdem super. ;)

Stempel mit Batikmuster
Handarbeit, auftragen des Wachses
Angkot! Eines der Hauptverkehrsmittel hier.
Von Donnerstag auf Freitag haben es sich die meisten Tutoren dann in YCM gemütlich gemacht. Nur die Glücklichen, die nur wenige Minuten entfernt wohnen, haben ihre eigenen Betten bevorzugt. Wir hatten einen sehr entspannten Abend, inklusive DVD schauen, Karten spielen und Penne Carbonara (ich glaube ich habe eine Anlaufstelle gefunden, wenn ich mich mal wieder nach vertrautem Essen sehne). Natürlich haben wir nicht ohne Grund dort übernachtet. Wie ich bereits letztes Mal berichtet habe, stand ein kleiner Wochenendsausflug nach Pelabuhan Ratu an - sehr schöner Strand ca. 4 Stunden von Bogor entfernt.
Da unser Bus um 6 Uhr morgens fuhr und wir somit um viertel nach 5 bereits los mussten, hat es sich eher gelohnt bei YCM zu übernachten, vorallem für mich, da der Weg zur Bushaltestelle von mir aus doch recht weit ist.
Der Bus war erstaunlich gemütlich, auch wenn auf indonesische Beinlängen angepasst, aber immer noch akzeptabel. Die Straßen waren dafür umso kaputter und der Fahrstil des Busfahrers war auch nicht gerade angenehm. Aber es hat sich gelohnt. Der Himmel wurde immer blauer, je weiter wir von Bogor weg kamen. Dort kann man nämlich die Sonne im Gesicht haben - der Himmel ist dank des Smogs trotzdem grau. Immer. Es tat ziemlich gut zu sehen, dass es auch noch was anderes gibt. Dazu noch einen wunderschönen Ausblick übers Meer und im Hintergrund die Berge, Palmen, Reisfelder, etc.
Wunderschön also. Genauso wie das Wetter, aber nur solange man sich nicht bewegen musste. Die drei Kilometer zur Unterkunft waren der reinste Horror. Bepackt mit unseren Sachen mussten wir eine teilweise ziemliche steile Straße durch die pralle Sonne laufen.
Pool - ya!
Ziemlich froh waren wir also über den Pool, den wir dort hatten. Die meiste Zeit des Wochenendes haben wir auch dortdrin verbracht. Im Meer schwimmen waren eigentlich nur Rahima (die australische Freiwillige), Tina und ich, unsere Kollegen hatten teilweise ein wenig mehr Angst vor den Wellen oder konnten schlichtweg nicht so gut oder gar nicht schwimmen. Letztlich wars nur halb so schlimm wie angekündigt. An der Bucht direkt vor unseren Bungalows wars schon krass, aber eine Bucht weiter konnte man ganz gut schwimmen. Hab mich nur ein wenig geärgert, dass mein Boot in Wilhelmshaven liegt..
Non-Permanent Tattoos
konnten wir nicht genug von bekommen
Samstag hat sich ein Teil von uns noch zu einigen hot springs hier in der Nähe aufgemacht. Man konnte dort zum einen in zwei Pools baden, wo normales Wasser mit Quellwasser gemischt wurde oder man hat sich direkt in den Bach begeben. Abgefahren war, dass es unterschiedliche Quellen gab und man abwechselnd von warmen und kaltem Wasser getroffen wurde. War ziemlich entspannend. Und wir hatten zum Glück dieses Mal einen Angkot geregelt. ;)

Kokosnuss *-*
Die Abende wurden mit Kartenspielen, schwimmen, Lagerfeuer am Strand und Gitarre spielen rumgebracht. Also ebenfalls ziemlich entspannt.
Dicken Minuspunkt gibts dafür, dass ich nicht genug Schlaf bekommen habe. Der Versuch auszuschlafen, ist daran gescheitert, dass unsere Kollegen bereits um 6 wach, aktiv und laut waren. Um 7 fingen sie dann an fürs Frühstück zu kochen. Na danke. Dafür hab ich mir einen göttlichen Kaffee gegönnt. Ganz ohne Zucker. Da unsere Unterkunft aber eher für Leute mit etwas mehr Geld gedacht war (es waren im Übrigen hauptsächlich Weiße anzutreffen), hat der auch dementsprechend viel gekostet. Das wir da überhaupt unterkommen konnten haben wir einem Freund von Gesine (der Gründerin YCM's) zu verdanken, der uns den Aufenthalt gesponsert hat. Das Wochenende war unfassbar gut, dafür war ich Sonntag aber auch gut geplättet, als wir wieder in Bogor waren.


Bei uns zu Hause wohnen nun seit dem Wochenende zwei Isländer, Tresti und Sony. Sony war vor 3 Jahren als Austauschüler in Bogor und Tresti war mit ihm in Indonesien, auch wenn nicht in Bogor. Sony ist einer meiner "Vorgänger" in meiner Gastfamilie. Die beiden wollen noch bis Dezember in Indonesien bleiben, wobei sie noch nicht wissen, wie viel Zeit sie in Bogor verbringen werden.
Ich kann mich auf jeden Fall nicht beschweren. Dank den beiden ging es letzte Woche nach der Arbeit den einen Abend in eine gemütliche Bar, den anderen ins Kino, mal normalen, vertrauten Kram machen. Vorallem Sony kennt sich hier halt schon aus und beide sprechen ziemlich gut Indonesisch. Und sie helfen mir die "Regeln" in meiner Familie zu verstehen. Normalerweise ist das nämlich gar nicht so einfach. Die würden mir hier vermutlich nie ein direktes Verbot aussprechen, dass gehört sich einfach nicht, also muss man irgendwie versuchen herauszufinden, was tatsächlich von einem erwartet wird.. Nun, da Sony das aber schon kennt hilft er mir echt weiter, auch wenn für mich - als Mädchen - nochmal andere Regeln gelten, als für ihn.

Am vergangenen Wochenende haben wir drei uns dann nach Jakarta aufgemacht (bzw. wurden dort hingefahren), um zu meinem Gastbruder zu gelangen. Wir wollten nämlich mit ihm und seinen Freunden von Samstag auf Sonntag auf einer kleinen Insel, die zu einem Gebiet namens 'Thousand Islands' gehört, campen, etc. Dafür mussten wir Samstag mal wieder um 5 Uhr aufstehen und zum Hafen. Zuvor haben wir eine sehr kurze und ungemütliche Nacht mit 8 Leuten in einem viel zu kleinem Zimmer verbracht. Ungefähr so fit waren wir also Samstag morgen.
Hab ich mal behauptet ich würde Großstädte lieben? Jakarta bildet da eine Ausnahme. Die Stadt stinkt, wegen des ganzen Mülls und der zahlreichen Roller. Es ist viel zu warm. Man landet noch häufiger (und länger) in einem Stau, als in Bogor und man hört ständig, dass man aufpassen muss, dass sie einem nicht die Sachen aus den Taschen klauen. Wobei der Müll vermutlich noch das Schlimmste ist. Die Gewässer sind am abartigsten. Eigentlich habe ich das ja schon im Bezug auf Bogor angesprochen, aber Jakarta toppt das irgendwie nochmal. Und da mussten wir Samstag morgen durch, ich noch in üblicher Morgenmuffelmanier, da hat Jakarta meine Laune auf jeden Fall nicht gehoben. Ich war ziemlich froh, als wir auf dem fast leeren Schiff angekommen sind und uns erstmal wieder schlafen legen konnten.
ein paar Schiffe im Hafen, unseres war noch simpler.

Sony & Tresti
Nach drei/vier Stunden auf dem Boot sind wir dann auf einer Insel namens Pulau Pramuka angekommen. Haben dort gegessen und sind dann direkt weiter zum Schnorcheln. Unfassbar grandios. Ich hätte zu gerne meine alte Kamera dabei gehabt..
Naja, als wir dann mit dem Schnorcheln fertig waren, haben wir uns dann zu einer sehr kleinen Insel aufgemacht. Dort gab es nicht mal fließend Wasser (aber immer noch einwandfreies Handynetz) und man musste sich zum Waschen das Wasser kanisterweise kaufen.
Abends gabs schön Fisch vom Lagerfeuer, mal wieder mit Reis. War aber erstaunlicher leckerer Fisch und ich werde immer besser darin auch den Fisch nur mithilfe eines Löffels auseinander zu nehmen (Messer werden hier nämlich allgemein überbewertet und Gabeln häufig ebenfalls).
Nachdem Lagerfeuer durfte ich dann feststellen, dass campen etwas für andere Klimazonen ist. Während die Luft draußen angenehm war, wurde es natürlich im Zelt mit 3 Leuten sehr schnell viel zu warm. Und da hier pünktlich um 6 die Sonne aufgeht, wurde es mal wieder nichts mit dem Ausschlafen. Irgendwie sollten solch Wochenendtripps doch eher dafür geeignet sein oder?

Sonnenuntergang
Auf dem Boot, mit dem wir zum Schnorcheln gefahren sind
Naja, gegen 10 haben wir uns dann wieder auf den Weg zur Hauptinsel gemacht, um von dort aus weiter nach Jakarte zu fahren. Die Rückfahrt war im Gegensatz zum Hinweg der reinste Horror. Das (Holz-)Boot war gnadenlos überfüllt und es wurde mal wieder viel zu warm. Wir saßen in der zweiten Etage und über uns war im Prinzip nur noch das Dach. Das hat sich jedoch auf Grund der Menschenmassen die sich dadrauf bewegten zieeemlich bedrohlich bewegt. Kein gutes Gefühl da wieder 3 Stunden drunter zu sitzen. Vorallem weil es auch ungefähr genauso bedrohlich geknarrt hat. Hat auf jeden Fall zu vielen panischen Gesichtern (und einigen heulenden Frauen) geführt. Letztlich sind wir aber heil angekommen und die meisten Leute waren wohl froh das Boot verlassen zu können.
Zurück nach Bogor sind wir dann mit dem Zug, was wesentlich entspannter war als gedacht, vorallem weil wir mit 9.000 Rp die 'teurere' Variante gewählt haben.
Das Wochenende war also mal wieder ziemlich grandios - könnt ich mich (trotz des Schlafmangels) dran gewöhnen.
Aber ich bin hier ja nicht (nur) um im Meer zu baden und frische Kokosnussmilch zu trinken (noch etwas wo ich mich dran gewöhnen könnte), sondern natürlich hauptsächlich zum Arbeiten. Da gings also diesen Montag wieder hin. Und ich durfte endlich das erste mal alleine unterrichten. Lief erstaunlich gut, aber es waren auch eine der ziemlich guten Klassen. Den Rest der Woche war zwar weiterhin ein anderer Tutor dabei, aber häufig haben sie mir die Unterrichtsgestaltung überlassen und nur mitgeholfen, wenn es um Übersetzungen oder ähnliches ging.
Ziemlich cool an meiner Arbeit finde ich, dass ich mir komplett selbst aussuchen kann, worüber ich reden möchte: Politk, Literatur, Geographie, Geschichte, Musik, Kunst, Filme, alles was mir halt so einfällt.
Ich bin immer noch erstaunt darüber, dass ich den Schülern hier tatsächlich was beibringen kann. Obwohl mein Englisch ja nun nicht erste Sahne ist, merke ich doch, dass ich einiges mehr aus der Schule (und aus zahlreichen Büchern, Filmen und Serien) mitgenommen habe, als ich dachte. Ist ein ganz gutes Gefühl, wenn man merkt, dass die Zeit, die man in der Schule abgesessen hat, nicht vollkommene Verschwendung war. ;)
Briefe schreiben für die deutsche Schule

Die Nachmittage habe ich dann wieder relativ normal verbracht: in Malls, mit Essen und Trinken - hauptsächlich irgendwelche grandiosen Säfte. Ich hätte nicht gedacht, dass Avocadosaft gut schmecken könnte, aber tatsächlich ist es mittlerweile mein zweitliebstes Getränk hier - nach dem Manggosaft.

Was meine Nachmittage aber neben den Malls & Restaurants (Essen ist hier nun mal einfach sau billig, da kann man sich das häufiger leisten) dominiert, ist der Regen. Die Regenzeit hat angefangen. Während früher es wohl tatsächlich das ganze Jahr über in Bogor geregnet hat, gibt es auf Grund des Klimawandels wohl mittlerweile doch so etwas wie Regen- und Trockenzeiten. So hat es in den ersten Wochen hier so gut wie gar nicht geregnet. Dafür fängt es jetzt spätestens um viertel nach 5 an. Von einem Moment auf den anderen verwandeln sich die Straßen in Flüsse und man ist - selbst mit Regenschirm - letztlich ziemlich durchnässt.
Ziemlich beeindruckend und eigentlich sogar ziemlich toll (weils ja immer noch warm ist), wenn man gerade auf dem Weg nach Hause ist und weiß, dass man gleich wieder trockene Sachen anziehen kann. Wenn man aber woanders hinmöchte ist es nicht allzu schön. So komplett durchnässt durch eine Mall zu wandern oder Essen zu gehen, ist definitiv uncool. Man gewöhnt sich aber dran. Genauso wie man sich daran gewöhnt immer einen Regenschirm dabei zu haben.

Ich hab es nun auch geschafft die ersten Male krank zu werden. Einmal durfte ich eine ganze Woche voll Magenschmerzen und so durchstehen, da hatte mein Körper eine Abneigung gegen alles - selbst vertrautes Essen. Dann hab ich mir eine Erkältung geholt (fragt mich nicht wie), so inklusive Halzschmerzen und so. Und heute hat mein Magen direkt wieder rebelliert - gegen was auch immer. Ein bisschen nervig ist es schon, aber okay, irgendwelche Nachteile muss das Leben hier ja haben. ;)

Das wars nun erstmal. Nächstes Mal versuche ich wirklich weniger auf einmal zu schreiben. ;)
Alles Liebe
Britta

Sonntag, 23. September 2012

Orientierungslos - wie üblich

 
Hey Leute,

die zweite Woche ist bereits vorbei und es kommt mir vor, als wäre es schon wesentlich länger her, dass ich Wilhelmshaven verlassen habe. Gleichzeitig kann ich es aber noch nicht fassen, dass ich jetzt schon seit einer Woche bei YCM arbeite.
Und ich hab so viel zu berichten, dass ich gar nicht weiß, wie ich das alles aufschreiben soll. So viele kleine Dinge, die ich hier jeden Tag erlebe.


Gastbrüder ;)
Fang ich also mit dem Vertrautesten an: mit meinem Orientierungssinn. Nicht dass man hier auf Grund des Verkehrs so wie so schon Stunden unterwegs ist (meine Arbeit ist ca. 10 km von meinem zu Hause entfernt, für den Hinweg brauche ich ca. 1 Stunde für den Rückweg 1 ½), nein ich muss trotzdem noch mal ungefähr doppelt so lange brauchen, weil ich mal wieder in den falschen Bus oder Angkot eingestiegen bin. Immerhin habe ich schon so einiges von der Stadt gesehen, wobei manche Orte sicherlich nicht gerade die sichersten für einen „bule“ (Ausländer) gewesen sind, erst recht nicht im Dunkeln. Aber gut, ich habe immer wieder nach Hause gefunden.
Einen Tag bin ich mal eben 45 Minuten zu spät bei der Arbeit gewesen, weil ich falsch umgestiegen bin – hat mir aber auch niemand übelgenommen (dicker Pluspunkt für meine Arbeit).
Mein Gastvater (der jetzt gerade auf einer Dienstreise ist) macht sich wohl mittlerweile echt Sorgen, dass ich irgendwann nicht mehr nach Hause finde und schreibt mir deswegen jetzt regelmäßig SMS ob ich gut angekommen bin. Aber gut, ich mache Fortschritte und verlaufe (verfahre) mich immer seltener. Leider gibt es hier aber auch keinen Plan, wo die Strecken der öffentlichen Verkehrsmittel eingezeichnet sind. Und dass es hier ab 6 Uhr abends dunkel ist, macht es mir auch nicht leichter. Aber eigentlich kenne ich das Problem mit der Orientierungslosigkeit ja nur zu gut von zu Hause ;)

Nun aber zu meiner Arbeit, die Montag angefangen hat. Die erste Woche haben Tina und ich jeweils einen Tutor während des Unterrichtes begleitet, damit wir einen Einblick in die Arbeit bekommen.
Von 9 bis 12 findet quasi die erste Stunde statt, dabei ist irgendwann dazwischen immer für eine halbe Stunde Pause. Bis 2 Uhr ist dann wiederum Pause, in der es Mittagessen gibt, welches immer von einigen Schülern zubereitet wird. Der Unterricht am Nachmittag geht ungefähr bis halb 5, manchmal ein wenig länger, manchmal ein wenig kürzer. Vormittags sind hauptsächlich ältere Schüler da, die häufig nicht mehr zur Schule gehen, weil sich ihre Familien das nicht leisten können, oder eben nur nachmittags Unterricht haben. Am Nachmittag kommen die Kinder und Jugendlichen, die noch zur Schule gehen, häufig also auch die Jüngsten (ab 9 Jahre). Eingeteilt werden die Klassen danach, wie gut die Schüler bereits Englisch sprechen, so gibt es einige Klassen, mit denen ich ohne Probleme Unterhaltungen führen kann über alles mögliche, während andere nur so gerade meine Vorstellung verstehen und ich den Rest der Zeit nur verwirrt daneben sitzen kann und versuche auch nur ein Wort zu verstehen.
Pause

Der Unterricht an sich ist aber sehr entspannt. Wir haben keinen Lehrplan, dass heißt man sucht sich irgendein Thema aus und gestaltet seine Stunde dann vollkommen frei. Es werden einige Spiele gespielt - meistens natürlich um die Sprache zu lernen - nebenbei werden aber auch andere Aspekte geschult, als nur die reine Fähigkeit Englisch zu sprechen. Ich hab im Gespräch mit den älteren Schülern und den Tutoren gemerkt, dass die Jugendlichen vor allem auch lernen kritisch zu Denken, in den Schulen hier scheint es nicht der Standard zu sein, dass die Schüler fragen stellen oder ein derartiges Selbstbewusstsein entwickeln können wie bei YCM. Faszinierend finde ich auch, wie sehr Lebensträume hier im Mittelpunkt stehen. In fast jeder Klasse wurde ich zuerst gefragt, was mein Traum ist. Und genauso hat hier auch jedes Kind, jeder Jugendliche seinen eigenen Traum. Bei manchen, gerade den Jüngeren, ist es noch genauso simpel, wie bei deutschen Kindern - die meisten wollen Fußballstars werden. Die älteren haben aber meistens ernstere Träume und beschäftigen sich viel mit ihrem eigenen Hintergrund und was YCM für eine Bedeutung für sie hat und wie sie ihre Träume erreichen können. Ich glaube allen ist bewusst, wie viel ihnen das bringt, was sie lernen - da fühl ich mich tatsächlich schlecht, wenn ich daran denke, wie unmotiviert ich die letzten Jahre war. ;)
Wobei allgemein auch eher ein freundschaftliches Verhältnis zu den Schülern herrscht. Liegt natürlich auch an dem geringen Altersunterschied, aber auch daran, dass bis auf drei Tutoren alle ehemalige YCM-Schüler sind, bzw. teilweise gelegentlich noch selbst am Unterricht teilnehmen.
Ich fühl mich hier auf jeden Fall sau wohl - ich meine, was gibt es besseres als während seiner Pausen irgendwelchen Schülern und/oder Tutoren beim Gitarre spielen zuzuhören und während des Unterrichtes Kubb zu spielen? ;)
Nächste Woche sollen Tina und ich dann die ersten Klassen selbst übernehmen, fürs erste die, die bereits gut Englisch sprechen - ich muss jetzt also Ideen sammeln. Wie ich später auch die anderen Klassen unterrichten soll weiß ich zwar noch nicht, aber irgendwas wird mir schon einfallen.
Nebenbei habe ich auch einen Job meiner Vorgängerin übernommen: ich soll Kontakt zu einer deutschen Grundschule halten, die YCM gelegentlich Spenden zukommen lässt. Dass heißt für mich Fotos und Briefe von den jüngeren Schülern nach Deutschland schicken und meiner Kontaktperson an der Schule immer mal wieder zu berichten, wie es hier ausschaut.
Ausblick über die Umgebung
Auch muss ich mir langsam Gedanken darüber machen, wie ich meine Arbeit plane, ich kann zum Beispiel Samstags eine Community starten (die Schüler hier wollen eine Deutsch-Community) und dafür einen anderen Tag in der Woche frei bekommen. Oder die freien Tage dann sammeln und dafür mehr Urlaubstage bekommen (sehr verlockend).
Nächstes Wochenende steht aber ja erst mal die Dienstreise an. Bisher habe ich über den Strand, an den wir fahren nur gehört, dass er sehr schön sein soll, ich aber darauf achten muss beim Schwimmen möglichst nichts grünes zu tragen, weil man mich dann nicht wiederfinden kann, falls ich verloren gehe und da die Wellen wohl recht gefährlich sind, ist das schon ein paar Leuten passiert. Ich werds mir erst mal anschauen, aber es soll wohl auch einige ruhigere Ecken geben, schwimmen will ich auf jeden Fall
Weiter in der Woche.
Montag bin ich direkt mit einer Kollegin und Tina shoppen gegangen (okay, ich war eher nur Begleitung, während unsere Kollegin das Verhandeln für Tina übernommen hat). Die Mall in der wir waren, war verdammt günstig, naja, eigentlich ist hier bis auf elektronischen Sachen alles ziemlich günstig.. Tina und ich haben uns auch bereits beibringen lassen, wie man auf Indonesisch verhandelt, sehr wichtig hier, vor allem weil man uns für gewöhnlich wesentlich höhere Preise nennt, weil wir eben Ausländer sind.
Ansonsten konnte ich die Woche über nicht viel unternehmen, weil ich meistens erst recht spät nach Hause gekommen bin (hauptsächlich weil ich mich verfahren habe).
Gestern war ich aber dann endlich mal in dem Botanischen Garten hier, der im Übrigen tatsächlich rieeesig und wunderschön ist. Eigentlich ist es mehr ein großer Wald. Angelegt wurde der Garten, als Indonesien noch eine Kolonie war und das Gelände gehörte zum angrenzenden Palast. Leider sind die Indonesier schrecklich fussfaul und der Garten ist deswegen mit dem Auto befahrbar. D.h. man fährt mit dem Auto zu dem Ort, den man sich genauer anschauen will steigt da aus, läuft ein wenig herum und dann fährt man wieder weiter. Irgendwie ziemlich eigenartig. Auch mit der Sauberkeit haben sie es hier nicht so. Zwar sehen die Gewässer nicht annähernd so schlimm aus, wie der Fluss, der durch Bogor fließt, aber trotzdem findet man eine Menge Müll...
Ich werde mir aber wohl noch mal Zeit nehmen müssen um das ganze ohne meine Familie und vor allem zu Fuß zu erkunden. Die sind ja schon schockiert gewesen, als ich ihnen erzählt habe, dass ich die 15 Minuten zum Bus auch ohne Probleme laufen kann – die würden die Strecke mit dem Roller zurücklegen..
Der Garten wurde von einem deutschen gegründet
- deswegen musste ich natürlich daneben fotografiert werden
Mein Gastmutter und mein kleiner Gastbruder


Nach dem Botanische Garten hatte ich dann meine erste Bahasa lesson, auch wenn ich von den Jugendlichen bei YCM schon einiges gelernt habe. Wir treffen uns jetzt immer einmal wöchentlich mit den anderen deutschen Freiwilligen und zwei von unseren zuständigen afs-Leuten hier (wobei die eine gleichzeitig die Gastschwester von einer von uns ist). Mal sehen ob ich tatsächlich am Ende des Jahres dann Indonesisch kann – aber ich hoffe es doch.
Was gibt es sonst noch zu berichten. Das Essen hier ist zwar ziemlich lecker, aber es gibt definitiv zu häufig Reis. Heute habe ich Nasi Goreng zu Frühstück gehabt, vorgestern gabs sogar zu meinen Nudeln nochmal Reis. Ich bin mittlerweile wieder dazu übergegangen morgens vor der Arbeit nichts zu Essen, ich frühstücke ja eh schon nicht gerne und dann auch noch irgendwas Warmes? Nein danke. Dafür hatte ich zwischenzeitig diese Woche sogar Brot, zwar sehr labriges toastähnliches Zeugs, aber okay, es war schon mal ein Fortschritt. Auch wenn ich festgestellt habe, dass ich mein Brot wesentlich lieber mit einem Messer streiche, anstatt mit einer Gabel. ;)
Der Kaffee hier ist im Übrigen auch sehr gewöhnungsbedürftig. So viel Zucker kann man gar nicht in seinen Kaffee tun. Ich hab also mal nachgefragt, ob es denn auch Kaffee ohne Zucker gäbe, jetzt trinke ich also lösbaren Kaffee – auch nicht gerade die beste Alternative für mich, aber man gewöhnt sich dran.
Woran ich mich aber definitiv nicht gewöhnen kann sind unsere Angestellten. Die beiden Mädels hier machen wirklich alles. Vom Kochen, über die Wäsche bis hin zum Fegen. Mein Zimmer halte ich sogar von selbst ordentlich, weil die hier ein mal am Tag reinkommen und Fegen und mein Bett machen, selbst wenn ich das vorher schon selbst erledigt habe – danach ist es noch ein bisschen perfekter. Meine Wäsche stell ich vor die Tür, wenn ich sie gewaschen haben möchte und abends kommt liegt sie perfekt gebügelt und ordentlich zusammengefaltet in meinem Zimmer.
Ich würde gerne mal wieder selbst was machen, aber immer wenn ich dann mal meinen Teller selbst abspülen möchte sagt mir meine Gastmutter, dass ich das den Angestellten überlassen soll. Wahrscheinlich weiß ich Ende des Jahres nicht einmal mehr wie eine Waschmaschine funktioniert.

Ansonsten sind da noch so einige gewöhnungsbedürftige Dinge. Ich schaue zum Beispiel immer noch hoch, wenn jemand hupt, weil ich denke irgendwer will mich grüßen, dabei gehört das Hupen hier genauso zum Verkehr wie der Stau.
Und es kommen häufig kleine Kinder an und laufen mit einem Regenschirm neben einem her, falls man seinen eigenen mal vergessen hat, dafür gibt man denen dann halt ein paar Münzen.
Es gibt noch so viele kleine Dinge, von denen ich gerne erzählen würde, aber irgendwie ist mein Post jetzt schon wieder viel zu lang..

Alles Liebe und bis bald
Britta

P.s. nächstes Mal hab ich hoffentlich mal ein paar Bilder vom Haus, während meine Arbeit nämlich in einem rechten armen Viertel ist, führ ich hier dämlicherweise das reinste Bonzenleben. (okay, ich bin froh, dass ich eine einigermaßen normale Toilette habe und eine gute Internetverbindung, also sollte ich mich vermutlich nicht beschweren. ;) )

Samstag, 15. September 2012

Kerja - Arbeit

Moinsen aus Bogor!
Früher als erwartet also der nächste Eintrag, ich war gestern doch schon das erste Mal bei meiner neuen Arbeitsstelle: Yayasan Cipta Mandiri (YCM - findet man im Übrigen auch bei facebook ;) ) und ich bin absolut begeistert.
Tina, eine Freiwillige aus dem Süden von Deutschland (hab schon wieder vergessen wie das Kaff hieß), die ebenfalls bei YCM arbeiten wird und ich wurden morgens beide abgeholt, Tina dabei auf dem ordentlichen Weg - mit öffentlichen Verkehrsmitteln während ich mich hinten auf ein kleines Motorcycle setzen durfte - meine neue Lieblingsart von A nach B zu kommen, bringt unheimlich viel Spaß auch wenn man den "Short Cut" nimmt, heißt durch die kleinsten und kaputtesten Gassen um dem traffic jam aus dem Weg zu gehen. Es ist aber einfach viel schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto, weil man sich überall durchschlängeln kann.
YCM backyard

YCM Backyard
Bei YCM hatten wir gleich zwei Vorstellungsrunden, eine vormittags, weil dort hauptsächlich die älteren Schüler anwesend sind und eine nachmittags, für die jüngeren. Neben dem üblichen Vorstellungsquatsch, wurden auch zwei Filme gezeigt (cultureshock und save the water), wir mussten eine Art Wettkampf bestreiten, der zu sehr viel Ketchup in meinem Gesicht und auf meinen Füßen geführt hat und es gab eine kleine Modenschau, bei der sich unsere männlichen Kollegen in Frauenkleider (von den Leuten von YCM selbst genäht) geschmissen haben. Insgesamt wars ziemlich witzig und die Atmosphäre ist einfach großartig.
Dazwischen haben uns unterschiedlichste Leute erklärt, was uns erwartet und was das Prinzip von YCM ist. Zum einen war da Ibu Putu (Ibu heißt eigentlich Mutter, wird aber wie das deutsche Frau verwendet), die gemeinsam mit Ibu Gesine (einer Deutschen, die mittlerweile in Indonesien lebt (aber nicht in Bogor)) das Projekt aufgebaut hat, dann noch unsere zukünftigen Kollegen, alle ziemlich jung (zwischen 20 und 30), die größtenteils selbst mal Schüler bei YCM waren und zuletzt Ima, eine australische Freiwillige, die bereits seit gut 10 Monaten dabei ist.
Den Schülern wird so ziemlich alles beigebracht, damit sie eine bessere Zukunftschance haben, sie kommen fast alle aus ziemlich armen und häufig auch großen Familien. Es gibt also Englisch-, Mathe- und Computer-Unterricht, dazu kommen aber noch Sachen wie Musik, Sport (dazu später mehr), Nähen, Fotografie und Film (wofür Ima zuständig ist) und was den Tutoren halt noch so einfällt.
Sewing-Class
Wie genau der Unterricht abläuft erfahre ich aber erst nächste Woche.
Ebenfalls in der Mittagspause gabs die erste Dienstbesprechung, wobei eine grandios entspannte und fröhliche Atmosphäre geherrscht hat, die Leute hier sind einfach super gut drauf. Und Ende September haben wir auch bereits einen kleinen Dienstausflug (gibts wohl alle paar Monate), wobei wir für ein Wochenende an einen Strand fahren werden.
Nach Hause gebracht wurde ich von zwei meiner Kollegen, diesmal auch per Bus und Angkot - was eine Art Kleinbus ist, der seine Route hat, aber keine speziellen Haltestellen, so das man einfach Bescheid sagt, wenn man raus möchte.
Nebenbei haben sie mich und Tina auch noch eingeladen heute (also Samstag) mit zu einem Footballspiel zu kommen, was außerhalb von Bogor stattfinden sollte (Cibubur). Nachdem ich meine Gasteltern gefragt habe ob das in Ordnung ist, bin ich also heute morgen direkt wieder los zu YCM, diesmal alleine. Und wie ihr mich kennt bin ich auch prompt an der falschen Stelle aus dem Angkot ausgestiegen und habe mich durchgefragt (zum Glück weiß ich was "wo ist" auf Indonesisch bedeutet ;) ) und bin tatsächlich angekommen. Ich hatte aber 1 1/2 Stunden eingeplant für die Strecke, weil ich dachte es wäre sicherer, aber der Verkehr war einigermaßen gut, also hatte ich locker Zeit und bin tatsächlich auch noch viel zu früh da gewesen.
Wir sind dann mit einem gemieteten Bus nach Cibubur gefahren, ich glaube wir waren um die 20-25 Leute. Die meisten Jungs haben dann gegen unterschiedlichste Mannschaften aus den anderen größeren Städten gespielt, während wir anderen am Rand saßen und zu geguckt haben, durch den Wald spaziert sind oder uns ans Essen gemacht haben. Hier gibt es solch Essensstände/wagen, ich muss den richtigen Namen rausfinden, die halt alles mögliche verkaufen. Heute gabs also erst Fleischbällchen, mit allerhand anderem Zeugs und später Melone & Papaya in Kokosnussmilch mit Eis und ja, es schmeckt so gut wie es sich anhört. Die Früchte hier sind einfach der Hammer.

Football
Nachmittags sind wir dann irgendwann wieder zurück, alle, egal ob wir Football gespielt haben oder nicht, ziemlich müde und geschafft, das Wetter da hat selbst die anderen total fertig gemacht.
Mittlerweile bin auch auch ziemlich froh, dass es hier üblich ist zweimal am Tag zu duschen, reinste Wasserverschwendung, aber sau gut. ;)
Naja, allgemein bin ich bisher begeistert von meiner Arbeit und mit meiner Gastfamilie gehts auch bergauf, heute Abend war ich zum Beispiel mit meinem Gastbruder Bima ein wenig in der Stadt unterwegs, wieder mal etwas Essen (unfassbar lecker, gebratenes Weißbrot mit allem möglichem superguten Sachen drauf) und ein bisschen Sightseeing, er hat mir halt gezeigt wo man hingehen kann und mir ein paar seiner Freunde hier vorgestellt. Scheinbar kommt er fast jedes Wochenende nach Bogor. Ah und mein erstes indonesisches Bier durfte ich auch geniessen, schmeckt natürlich nicht so gut wie unser deutsches, aber doch recht lecker. Nur kommt man sich wieder ein bisschen wie 15 vor - bloß nichts den Eltern erzählen. ;) Und ich bekomme derzeit reichlich Reggae zu hören, von den Standartsachen, bis zu irgendwelchen indonesischen Musikern. Sehr geil.
Und mein Indonesisch macht auch (sehr kleine) Fortschritte. :)

Mal sehen wann ich das nächste Mal berichte, ihr kennt mich ja..  ;)

Britta

Mittwoch, 12. September 2012

Die ersten Tage

Hallo allesamt,

wie die meisten von euch sicherlich wissen bin ich gerade in Indonesien für einen Freiwilligendienst (ijfd). Ich bin letzte Woche Freitag mit 7 anderen Freiwilligen (4 von denen sind jetzt ebenfalls in Bogor, die anderen 3 in Malang) in Jakarta angekommen und wir haben dort zunächst das On-Arrival Seminar gehabt, wo wir die wichtigsten Sachen über die Kultur hier erfahren haben. Nebenbei natürlich auch ein paar Tipps, wie wir uns zu verhalten und zu kleiden haben, sowie die grundlegendsten Dinge in Bahasa Indonesia, der Landessprache. Die meiste Zeit in Jakarta haben wir damit verbracht von einem airconditioner zum nächsten zu fahren, weil man sich auf Grund der Temperaturen kaum draußen aufhalten konnte. So waren wir im Hostel, in der Mall, im afs-office und bei der deutschen Botschaft. Einen Tag waren wir morgens für eine Stunde in einem Kindergarten, man kam sich schon eigenartig vor, wie man dort als buleh (Ausländer) behandlet wurde. Hinzu kam, dass wir das erste Mal Bekanntschaft mit der traditionellen Begrüßung gemacht haben: die rund 30 Kinder haben alle unser Hand geküsst, bzw. an den Kopf gehalten, für mich doch sehr befremdlich und ich habe mich dabei nicht allzu gut gefühlt, auch wenn ich das natürlich selbst bei meinen Gasteltern und anderen Personen in ihrem Alter tun muss. Danach haben wir eine Art Turm besucht, wohl ein Nationalmonument, von dem aus man recht weit über die Stadt schauen kann, als wir da waren war es leider sehr wolkig und vieel zu warm.. Aber trotzdem war es sehr interessant und aufregend.

Gruppenfoto
Der Blick über Jakarta

Mittlerweile bin ich ziemlich froh, dass ich hier nicht Auto fahren darf, weil der Verkehr - im Vergleich zu Deutschland - der reinste Horror ist. Für wenige Kilometer kann man schon mal eine Stunde brauchen, weil man mal wieder in einem traffic jam landet, das gehört einfach dazu, so viele Autos und Roller sind hier unterwegs. Als wir das erste Mal alleine die Straße überqueren mussten haben die Leute alle ziemlich ausgelacht, aber ich kanns verstehen. ;) In Bogor sieht das im übrigen zwar besser aus, aber nur minimal.
traffic - verdammt schwer die Straße zu überqueren

Das Essen war ein weiterer Punkt, der sehr spannend war. Die ersten Tage im Hostel ist kaum ein Tag vergangen wo nicht irgendwer von uns Tränen in den Augen hatte, weil das Essen unfassbar scharf war. Aber trotzdem schmeckt alles sehr sehr lecker und es sind viele neue Sachen dabei. Auch wenn man sich ständig darauf konzentrieren muss nur die recht Hand zu benutzen, weil die linke unrein ist, aber es wird von Tag zu Tag einfacher und besser. ;)

Gestern bin ich dann endlich in meine Gastfamilie in Bogor gekommen, die aus den Eltern, den Großeltern und 3 Söhnen besteht - wobei nur der jüngste (4 Jahre alt) hier lebt, die beiden älteren (19 und 24) leben in Jakarta und kommen nur wochenends zu Besuch. Dazu leben hier noch zwei servants, die aber wie Mitglieder der Familie behandelt werden.
Im Moment fühlt es sich noch etwas eigenartig an. Die Mutter spricht kaum Englisch, der Vater auch nur gebrochen. Am besten sprechen noch die Großeltern, die aber nächsten Monat wieder weg sein werden. Ich hoffe mein Bahasa ist bis dahin besser, weil ich im Moment noch so gut wie gar nichts verstehe..
Ich hab wohl zwei Zimmer, wenn ich das richtig verstanden habe, aber das eine ist irgendwie komplett leer. Warum habe ich nicht verstanden. In dem anderen steht auf jeden Fall ein recht großes Bett und ein Schrank..

Mein Zimmer


Naja, ansonsten ist noch nicht allzu viel passiert - ich werde wohl nächste Woche über meine Arbeit berichten können. Worauf ich mich schon ziemlich freue, den ganzen Tag im Haus rumsitzen ist nicht allzu spannend.
btw: ich vermisse die deutschen Toiletten :D
Bis dahin
Sampai jumpa
Britta